Das absolut letzte Flugzeug der Luftwaffe
Ein Freund besuchte mich 1991 und stand vor meinem Regal mit vielen Büchern über die Luftwaffe und sagte: „Als
Junge habe ich in einer Stuka gespielt.“ Als ich ihm die Junkers Ju 87 „Stuka“ in einem Typenbuch zeigte, schüttelte
er den Kopf. Er blätterte durch das Buch und zeigte dann auf ein Foto: „Das ist der Stuka“ – es war ein Foto einer
Messerschmitt Bf 109.
Die Geschichte geht so: Wenige Tage vor Kriegsende landete ein Luftwaffenpilot am Abend mit seinem Flugzeug
auf einer Wiese in der Nähe des Bauernhofs seiner Eltern in der Nähe von Braunschweig. Er war Deserteur und
hatte Angst, sein Leben sinnlos in einem letzten Selbstmordkommando für die Nazis zu verlieren. Sein Vater zog
das Flugzeug mit zwei Pferden in seine große Scheune und bedeckte die Bf 109 mit viel Heu. Seinen Sohn
versteckte er im Kuhstall. Nach dem Krieg geriet die Sache in Vergessenheit.
Anfang der 1970er Jahre entdeckten die Kinder des Dorfes das Flugzeug und nutzten es als Spielplatz. Die
Munition wurde unter einer Tarngeschichte an die Bundeswehr übergeben und der Treibstoff abgelassen. Mitte der
1980er-Jahre wollte der ehemalige Pilot seinen Hof verkaufen und in ein Altersheim ziehen. Er befürchtete jedoch,
dass er seine Rente verlieren würde, wenn seine Desertion bekannt würde und weil er das Flugzeug vom Staat
gestohlen hatte. Also zerlegte er zusammen mit einem Schrotthändler die Messerschmitt Bf 109 mit Kettensägen
und presste die Teile in einer Autopresse. Nur der Motor bereitete Probleme. Die beiden Männer zerschlugen ihn mit
großen Vorschlaghämmern in kleine Stücke.
1992 besuchte ich meinen Freund in seinem Heimatdorf. Inspiriert von dieser Geschichte schauten wir unter dem
Heu in seiner Scheune nach – und entdeckten kein Flugzeug, sondern eine über 100 Jahre alte “Landauer”-
Pferdekutsche. Natürlich suchte ich nach dem Schrotthändler. Der ehemalige Pilot war inzwischen verstorben und
der Schrotthändler war nicht sehr gesprächig. Aber er zeigte mir die Abdeckung des Daimler-Benz-Motorgetriebes.
Er hatte sie als Andenken aufbewahrt. Dies war ein Überbleibsel des letzten Luftwaffenflugzeugs, das nie außer
Dienst gestellt worden war.
Auf solch ein Foto zeigte mein Freund, als er nach seinem “Stuka” aus Kindertagen suchte.
Post 029
Ausweis einer Lufthansa-Stewardess 1944/45
Bei der Suche nach Dokumenten in meinen Kartons fand ich einen Umschlag mit der Aufschrift „Nicht zu Lebzeiten
veröffentlichen“. Mitte der 1980er-Jahre hatte mir ein Flugzeugfan Kopien des Lufthansa-Ausweises eines
Familienmitglieds gegeben. Nach 40 Jahren schaute ich in den Umschlag hinein. Leider ist die Farbkopie der
Vorderseite stark verblasst, aber die Innenseite ist in gutem Zustand. Es handelt sich jedoch um ein seltenes
historisches Dokument. Die Stewardess flog bis zum Ende des Krieges für die Lufthansa und überlebte.
Das Dokument enthält die Unterschrift des Kommandanten des Flughafens Tempelhof, Oberstleutnant Rudolf
Böttger. Er weigerte sich, den Befehl zur Sprengung der Flughafengebäude auszuführen. Viele Zivilisten hielten sich
dort auf, und es war ein Krankenhaus eingerichtet worden. Böttger starb Ende April 1945, kurz bevor sowjetische
Truppen das Tempelhofer Gebäude einnahmen. Entweder wurde er von der SS erschossen oder er beging
Selbstmord.
Post 028
Ausweiskarte Nr. 14972
Der durch diese Ausweiskarte aus-
gewiesene Inhaber:
Fräulein
Ursula Schiemenz
gehört unserer Gesellschaft an.
Berlin, den 29. März 1944
Deutsche Lufthansa
Aktiengesellschaft
Inhaber verpflichtet sich, die für den
Flughafen maßgeblichen Bestimmungen
zu beachten und den Anweisungen der
Aufsichtsbeamten Folge zu leisten.
Haftung der Flughafenleitung für
Unfälle und Schäden während des Auf-
enthalts im Flughafen erfolgt nicht.
Dieser Ausweis ist nicht übertragbar
und ist dem Pförtner unaufgefordert
vorzuzeigen.
Nur gültig für den durch Lichtbild
und eigenhändige Unterschrift aus-
gewiesenen Inhaber.
Ursula Schiemenz
eigenhändige Unterschrift
Dieser Ausweis berechtigt den Inhaber zum Betreten
der Teile des Flughafens
Tempelhof
auf denen er dienstlich zu tun hat.
Gem. Erlaß. R.L.M. B II L Nr. 2202/35 v. 19.7.35
Unterschrift: Böttger
Flughafenleitung
Stempel: Fliegerhorstkommandant - Tempelhof
Stempel: Oberstleutnant
und Fliegerhorstkommandant
Raketenmotor der Messerschmitt Me 163
In einem Facebook-Forum wurden mir Fragen zum Schub des Triebwerks des Raketenjägers Messerschmitt
Me 163 gestellt.
Das Raketentriebwerk HWK 109-509 A lässt sich in drei Stufen regulieren. Diese Stufen werden über einen
Drehgriff im Cockpit gesteuert. Ein Knopf dort startet zunächst die Turbopumpe. Drei Ventile oben am Motorblock
(Nr. 11 in der Zeichnung) geben den Treibstoff für jeweils drei Einspritzdüsen in der Brennkammer frei. Die drei
Schubstufen sind 5 kN, 10 kN und 15 kN.
In der Cockpitzeichnung befinden sich die Bedienelemente für den Piloten an den Nummern 13, 14, 15 und 16.
Post 027
Cockpit des Raketenjägers Messerschmitt Me 163.
(Zum Vergrößern klicken - kommerzielle Nutzung verboten)
Der Motor HWK 109-509 A mit der Turbopumpe (links) und der Brennkammer (rechts)..
(Zum Vergrößern klicken - kommerzielle Nutzung verboten)
Die Einspritzdüsen der Brennkammer.
Die Turbopumpe unten im Geräteblock mit dem Auspuff nach unten links.
Oben die drei Ventile für die drei Schubstufen.
Der AVIATIK-Blog
Diese Reihe wird noch erweitert